Team: Luise, Sarah, Jule, Roman, Marc
Rechenzentrum Potsdam
Kurz vor der Einweihungsfeier des Garnisonkirchturms am 22.08.2024 habe ich zusammen mit Aktiven aus dem Rechenzentrum einen QR-Code auf das Dach gemalt. Sobald die Besucher:innen – darunter auch der Schirmherr des Wiederaufbauprojekts, Frank-Walter Steinmeier – den Turm betreten, können sie auf das Dach des Rechenzentrums schauen und den QR-Code scannen. Der QR-Code führt zur Domain rz-potsdam.de/ist. Dort wird erklärt, was das Rechenzentrum ist und warum es so wichtig ist, dass es neben dem Garnisonkirchturm erhalten bleibt.
Das seit 2015 umgenutzte ehemalige Datenverarbeitungszentrum, in dem über 300 Kreativschaffende sowie Akteure aus der Sozial- und Kulturarbeit ihren Arbeits- und Entfaltungsort haben, steht zu einem Fünftel auf dem Grundstück der Garnisonkirche. Der Schriftzug "Gegend" der Künstlerin Annette Paul markiert die Fläche, wo einst das Kirchenschiff stand. Die Kirche wurde während des Zweiten Weltkriegs durch Fliegerbomben schwer beschädigt und 1968 im Zuge der DDR-Ideologie vom Regime gesprengt.
Der Wiederaufbau des Turms ist spät und, anders als bei der Dresdner Frauenkirche, deutlich umstrittener. Die Garnisonkirche ist ein Symbol des deutschen Militarismus und preußischen Imperialismus. Sie wurde zur Zeit des Nationalsozialismus berüchtigt, da Hitler von Hindenburg dort am "Tag von Potsdam" vereidigt wurde. Zudem wurde der Wiederaufbau von dem rechtsextremen Soldaten Max Klaar initiiert, hat bereits immense Steuergelder verschlungen und weist keinen Bruch mit der schwierigen deutschen Vergangenheit auf. Weitere Informationen dazu finden sich auch auf der Seite des Lernorts Garnisonkirche: lernort-garnisonkirche.de.
Eine von der Stadt Potsdam geleitete Machbarkeitsstudie soll klären, wie das Gelände, auf dem einst das Kirchenschiff stand, genutzt werden kann. Partizipative Büros, Vertreter:innen der Garnisonkirche und des Rechenzentrums diskutieren gemeinsam die Möglichkeiten. Für das Rechenzentrum ist die Position jedoch klar: Ein Abriss des Gebäudes zugunsten des Kirchenschiffs – sei es teilweise oder vollständig – ist unverhandelbar. Da weder die Stiftung Garnisonkirche noch die Stadt Potsdam in absehbarer Zeit die Mittel für ein Haus der Demokratie, einen Plenarsaal oder das Kirchenschiff aufbringen können, ist es durchaus realistisch, dass die Fläche brach bleibt. Warum auch nicht?
Der Status quo – die Koexistenz zwischen Garnisonkirche und Rechenzentrum – zeigt Spannungen, die es auszuhalten lohnt. Dies betonte auch der Bundespräsident gegen den Willen vieler Garnisonkirchensympathisanten bei der Turmeröffnung:
„Im Stadtbild zeigt das Ensemble von wiederaufgebautem Turm und dem angrenzenden Rechenzentrum aus DDR-Zeiten die Ambivalenzen, die zuzulassen sich lohnt. So wie der Wiederaufbau des Turmes legitim war und bleibt und der Stadt etwas Gutes hinzufügt, so sollte auch das Rechenzentrum erhalten bleiben. Beide Gebäude müssen zu einer Koexistenz finden. Spannungsreich wird sie sein, diese Koexistenz, aber sie kann die Stadt in der Auseinandersetzung mit ihren verschiedenen Vergangenheiten wieder zusammenführen.“
Als Mieter des Rechenzentrums hoffe ich, dass es erhalten und saniert werden kann. Ich werde auch weiterhin dafür kämpfen, dass ein lebendiger Ort nicht begraben wird, um einen toten und umstrittenen Ort wiederzubeleben, denn:
Das RZ ist!
Quellen:
240828_QR-Code-VolleRZukunft.pdf
Bundespräsident für RZ-Erhalt
https://taz.de/Garnisonkirche-Potsdam/!5998931/
Den QR-Code habe ich mit dem QR-Code-Generator erstellt: https://github.com/nayuki/QR-Code-generator. Vorher habe ich mich kurz eingelesen, wie man möglichst viele Zeichen spart. Dabei wurde mir die Komplexität von QR-Codes bewusst – etwa wie Parameter wie Version, Maskierungsmuster oder Fehlerkorrektur die Anzahl und Verteilung der Pixel beeinflussen. Wir haben uns daher für eine möglichst kurze URL und eine geringe Fehlerkorrektur entschieden, da ich den Verschleiß bei der Größe als gering eingeschätzt habe.
Eine Kachel beträgt 50 cm², und insgesamt haben wir auf einem 10,5 m großen Quadrat ein Raster von 21 x 21 Pixeln (441 Pixeln), von denen wir 214 Kacheln ausmalen mussten. Die Planung und Zuteilung der Kacheln habe ich parametrisch über ein Script in Grasshopper 3D + Python im Rhinoceros 3D ausgegeben.
Der QR-Code konnte offenbar erfolgreich vom Turm aus gelesen werden. Jetzt warte ich darauf, dass Google ein aktuelles Satellitenbild macht und ihre Karten aktualisiert.